Seit 2019 planen sie einen Insektengarten für Hastedt: Michael Kinder (links) und Heike Schumacher (rechts). In den Händen halten sie Totholz, einen wichtigen Lebensraum für Insekten. Credit: THG / hohwisch.de

Eine Veränderung steht an am Weserwehr. Der bislang sehr von der Wasserkraftwerks-Technik dominierte »Park am Weserwehr« wird auf einem Stück zwischen Wehrschloss und Weser natürlicher, vor allem: insektenfreundlicher. Heike Schumacher vom BUND und Michael Kinder vom Naturgarten e.V. planen hier einen Insektenschaugarten. Dass das nötig ist, habe sich in den letzten Jahren immer wieder gezeigt: »Wir haben in Deutschland ein massives Insektensterben. Einerseits durch den Einsatz von Pestiziden, andererseits gibt es immer weniger intakte Lebensräume und Blühangebote für Insekten«, sagt Michael Kinder. Der Insektengarten am Weserwehr soll ein solches Blühangebot werden.

Der sonnige Platz ist für Insekten ideal, auch die Autostraße am Hastedter Osterdeich weit genug entfernt, um für die Tiere nicht zur Gefahr zu werden. Im Westen, nah bei der Wehrbrücke soll ein Ankunftsplatz entstehen, allerdings für Menschen. Weiter nach Osten bietet ein Sonnenhügel mit größeren Steinen den Insekten Unterschlupf, ebenso wie eine Sandfläche und eine Bruchsteinwand. Dazwischen soll es viele Blühpflanzen geben, so dass die Insekten fast im ganzen Jahr ein Angebot vorfinden.

Entwurfskizze für den Insektengarten.
Diese Entwurfskizze ist 2019 durch ein Beteiligungsverfahren entstanden. Weil die Fördermittel nicht ausreichen, werden nicht alle Teile dieses Plans verwirklicht. Credit: BUND

Besonders im Fokus stehen dabei die Wildbienen. »Wir haben über 150 Wildbienenarten hier in Bremen und die Hälfte ist gefährdet«, sagt Heike Schumacher vom BUND. Wildbienen fliegen nicht weit und brauchen Nest und Nahrung eng beieinander. Im Insektengarten sollen sie einen eigenen Hügel bekommen.

Aber nicht nur die Insekten, auch die Menschen sollen von dem Garten profitieren. Wege und Sitzgelegenheiten sollen zum Schauen und Aufhalten einladen. »Die Menschen sollen sich Beispiele abschauen, Anregungen für den eigenen Garten holen oder einfach sinnliche Erlebnisse haben«, so Schumacher. Insektenwissen soll aber nicht nur durch Schautafeln, sondern durch Veranstaltungen, Führungen und Schulungen vermittelt werden. »Denkbar wären Schulungen zur Artenkenntnis. Oder wie baue ich eine Trockenmauer? Wie lege ich eine Blumenwiese an?« Diese Fragen werden Ehrenamtliche beantworten, die sich auch um die Pflege des Insektengartens kümmern sollen.

Heike Schumacher vom BUND bemerkt seit einiger Zeit ein verstärktes Interesse an Insekten und deren Belangen. In Bremen sei aber noch vieles verbesserungswürdig, findet sie: »Die Umweltbetriebe Bremen, Verwaltung und Politik ziehen nicht an einem Strang.« Häufig fehle es an Geld. Aber auch der Trend zum gepflasterten oder geschotterten Vorgarten im Privatbereich sei für Insekten problematisch. »Das ist zwar pflegeleicht«, gibt Kinder zu, »aber Insekten brauchen ein Netz von Angeboten in der ganzen Stadt.«

Solch ein Angebot zu schaffen, sei gar nicht schwer. Wer einen Garten hat, kann eine Blumenwiese anlegen oder einen Teil der Rasenfläche stehen lassen und nicht mähen. Auch geschichtetes Totholz, das übrigens auch im Insektengarten am Weserwehr zu finden sein wird, kann im heimischen Garten ein Lebensraum für Insekten sein. Wer einen Balkon hat, kann dort mit Glockenblumen Insekten helfen.

Eine Hummel sitzt auf einer Blume.
Eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten: heimische Wildpflanzen. Credit: BUND

»Was falsch ist«, sagt Kinder, »ist wenn man sich ein Insektenhotel aus dem Baumarkt kauft und aufhängt, aber dann sind gar keine Pflanzen in der Nähe, von denen Insekten etwas haben.« Was hilft, sind heimische Wildpflanzen. Die sind teilweise noch etwas schwer in Garten- und Baumärkten zu bekommen, die Situation verbessere sich allerdings.

Außerdem bietet die Martinshof-Gärtnerei am Hastedter Osterdeich inzwischen rund 15 heimische Wildpflanzenarten an. Heike Schumacher und der BUND haben die Gärtnerinnen und Gärtner dort beraten.

Noch ist am Weserwehr vom Insektenschaugarten nichts zu erkennen. Aber der Schein trügt, denn die Planungen laufen schon seit 2019. In einem Beteiligungsverfahren erstellten Michael Kinder und seine Frau mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern eine Entwurfskizze. Doch schon bald stellte sich heraus, dass die Umsetzung zu teuer würde. Die eingeworbenen Fördergelder reichten für den umfangreichen Entwurf nicht aus. Mit einer etwas reduzierten Variante soll es nun bald an die Umsetzung gehen. Geplant ist der Baubeginn im August.

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2 Kommentare

  1. Zu Insektengarten: Habe nicht viel Ahnung von insektenfreundlichen Pflanzen, aber habe bei einem Spaziergang durch Hastedt schon Vorgärten gesehen, die erste Ansätze zeigen. Ich für meinereiner versuche, an nahegelegenen Baumumrandungen Samen auszubringen, die in diese Bresche schlagen.

  2. Der Garten fängt an, Gestalt an zu nehmen. Klein aber bistimmt bald sehr schön. Danke Euch für den Hinweis.

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