Ergibt eine Untersuchung, dass ein Kind behindert ist oder es zu einer Behinderung kommen könnte, kann eine Frühförderung von der Geburt bis zum Schuleintritt hilfreich sein. Dabei bekommt das Kind eine besondere Unterstützung dabei, wie es sich in seiner Umgebung orientiert, wie es lernt und sich seine Welt aneignet. Zum Beispiel in der Frühförderstelle (IFF) des Vereins Conpart in der Föhrenstraße 45/47. Die dortige Leiterin heißt Ulrike Petrow. Sie habe immer in integrativen Einrichtungen gearbeitet, berichtet sie. »Von 2012 bis 2019 habe ich die Leitung der Kindertagesstätte in Bremen-Osterholz des Trägers Conpart übernommen. Und seit 2014 bin ich in der Interdisziplinären Frühförderstelle, hier in der Föhrenstraße, als Leiterin tätig«, erzählt Petrow. Es gibt insgesamt sieben Träger in Bremen, die eine Frühförderung anbieten; davon ist der Verein Conpart einer.
Conpart ist aus der Verschmelzung der Spastikerhilfe Bremen und des Vereins für integrative Erziehung und Frühförderung (VIF) im Jahr 2014 hervorgegangen. Neben einer Tagesstätte, einer Kindertagesstätte, einer sozialen medizinischen Nachsorge, einem Familien unterstützenden Dienst und eines Wohnpflegeheimes bietet der Verein auch Frühförderung an.
»Eltern stellen einen Antrag zur Frühförderung, auf Empfehlung vom Gesundheitsamt oder des Hausarztes und wenn der Antrag bewilligt wird, dann werden wir tätig«, erklärt Petrow das formale Vorgehen.
Die Frühförderung gibt es als reine heilpädagogische Förderung oder als Komplexleistung (mit zusätzlicher medizinisch-therapeutischer Förderung). »Die heilpädagogische Förderung umfasst alle Grundelemente der kindlichen Entwicklung«, erklärt die Leiterin der Frühförderstelle. Dieser Behandlungsansatz fördert die kindliche Wahrnehmung in allen Sinnesbereichen, verbessert die fein- und grobmotorischen Fähigkeiten und. steigert die Aufmerksamkeit und Konzentration des Kindes. Außerdem werden seine Sprechfähigkeiten erweitert, alltagsbezogene praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt, die sozial-emotionale Entwicklung des Kindes unterstützt und seine kommunikativen Fähigkeiten gefördert. So wird das Selbstbewusstsein des Kindes gestärkt. Das Ziel formuliert Ulrike Petrow so: »Durch ein kindgerechtes Angebot von Förder-Impulsen soll eine altersgerechte Entwicklung des Kindes geweckt, gestärkt und gefestigt werden.« Von Geburt an bis zum 6. Lebensjahr, manchmal auch länger, können Kinder in der Frühförderstelle begleitet werden.
Bei der Komplexleistung erhält das Kind – je nach individuellem Förder- und Behandlungsplan – zum Beispiel Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie und zusätzlich eine heilpädagogische Begleitung, die seine geistige und soziale Entwicklung fördern soll. Wenn es notwendig ist, erhält das Kind auch psychologische Unterstützung.
Die Frühförderung ist interdisziplinär. Dazu erklärt Ulrike Petrow: »Die Mitarbeiter haben verschiedene Professionen. Das Team besteht aus Heilpädagogen, Sonderpädagogen, Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Sozialpädagogen.« Dementsprechend heißen die anerkannten Frühförderstellen auch interdisziplinäre Frühförderstellen. In den Einrichtungen findet eine breit gestellte Netzwerkarbeit statt. »Dieses Netzwerk besteht unter anderem aus dem Gesundheitsamt, der Früherkennungsstelle am SPI (Sozialpädiatrisches Institut am Klinikum Bremen-Mitte), Kinderärzten sowie das Amt für Soziale Dienste«, erläutert Petrow.
Frühförderung findet in einer interdisziplinären Förderstelle (IFF) statt, in einer Kindertageseinrichtung (Kita/Krippe) oder zu Hause.
Fünf Kinder erhalten aktuell am Standort in der Föhrenstraße das Angebot der Frühförderung. Dazu gehören unter anderem spielerische Ansätze. »Es kann beispielsweise ein gemeinsames Essen am Tisch stattfinden, es gibt kleine Aufgaben für die Kinder. Die Kinder können lernen, ihre Wünsche zu äußern. Über Bildkarten zum Beispiel können sie mitteilen, dass sie frühstücken möchten, Hände waschen wollen oder raus gehen wollen. Über die Karten werden Worte gefunden, es findet eine Kommunikation statt. Hierüber können sich Kinder gegenüber anderen mitteilen«, erklärt die Leiterin.
Es gibt in der Föhrenstraße drei Förderräume: ein Raum für Sprachförderung mit verschiedenen Mitteln und Materialien, einen Motorikraum mit einer Kletterwand und unterschiedlichen Polstern und einen heilpädagogischen Raum unter anderem mit einer Wippe, einem Kriechtunnel und einer kleinen Treppe.
Mit einbezogen in den gesamten Prozess wird die Familie. »Das Aufnahmegespräch findet in der Familie statt. Dabei werden das Umfeld und die Erwartungen des Kindes oder stellvertretend der Eltern berücksichtigt. Wir begleiten auch Familien zu Ärzten, zum Amt für Soziale Dienste und in der Diagnostik«, berichtet Petrow. Ein Vierteljahr Wartezeit könne von der Antragstellung bis zur Genehmigung vergehen. Sowohl die medizinischen als auch die heilpädagogischen Leistungen sind kostenfrei.
IFF Conpart e.V.
Frühförderstelle