Eine Frau steht hinter dem Tresen in einem Bäckereigeschäft.
Geht bald in Rente: Ilona Umbach hinter dem Tresen der Traditionsbäckerei Umbach. Bild: VA / hohwisch.de

Am Sonntag, den 27. Juni ist der Tag gekommen, dann schließt das Ehepaar Umbach die Türen der Traditionsbäckerei Umbach in der Föhrenstraße. Nach 86 Jahren ist endgültig Schluss. »Die Bäckerei hat drei Generationen durchlaufen. Die Großeltern von meinem Mann, Martin und Emma Umbach, haben das Geschäft damals eröffnet«, erinnert sich Ilona Umbach. Deren Sohn hat den Betrieb mit seiner Frau Wilma weitergeführt, und danach haben Norbert und Ilona den Laden bis heute übernommen. »42 Jahre arbeite ich hier, und mein Mann und ich waren nie krank«, erzählt die 61-Jährige. Das Ehepaar hat zwei Jungs und ein Mädchen, die beruflich etwas anderes machen. Sie wollten nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten.

»Unsere Bäckerei ist noch ein richtiger Handwerksbetrieb. Wir produzieren alles selber und haben noch eine eigene Backstube hinter dem Verkaufsraum. Wir backen Brötchen, Brot, Kuchen und Torten«, so Ilona Umbach. Ihr Mann arbeitet seit 50 Jahren in der Bäckerei, er ist jetzt 64 Jahre alt. »Ein Stück weit bedauern wir das, dass wir jetzt aufhören. Denn es hat uns viel Spaß gemacht und wir haben gerne gearbeitet.« Es gebe keine Nachfolge, die den Betrieb übernehmen würde, deshalb gehen die Umbachs nun nach vielen Jahren in Rente. »Wir können dankbar sein, dass wir die Zeit bis zur Rente durchgezogen haben«, so Ilona Umbach. So schließt nun die letzte Bäckerei in der Straße.

»Als ich hier vor 40 Jahren angefangen habe, war die Föhrenstraße noch eine belebte Einkaufsstraße; es gab zwei Bäckereien, einen Schlachter, ein Fischgeschäft, ein Kaufhaus, eine Apotheke, Zeitschriftenläden und ein Schuhgeschäft. Nun gibt es nur noch wenige Läden hier. Es verändert sich alles.« Das Ladengeschäft der Bäckerei wird nicht von einem anderen Betrieb übernommen. Stattdessen wird das Gebäude, wozu eine große Backstube mit zwei großen Öfen gehört, zu Wohnungen umgebaut. Das Gebäude sei schon verkauft, so Umbach.

Für einige Verkäufer:innen und Bäcker:innen, die zur Aushilfe in der Bäckerei gearbeitet haben, sei die Schließung nicht überraschend gekommen, sagt Ilona Umbach. »Sie haben damit gerechnet und wussten, dass wir schließen und aufhören.« Sie seien alle gekündigt und hätten zum Teil schon etwas Neues in Aussicht. »Es gab keine hohe Fluktation bei uns. Die Mitarbeiter:innen, die bei uns gearbeitet haben, sind lange geblieben. Wir hatten ein gutes Miteinander.«

Eine Bäckerei an einer Straßenecke.
86 Jahre Bäckereigeschichte gehen zu Ende, wenn die Umbachs gegen Ende des Monats ihr Geschäft schließen. Bild: VA / hohwisch.de

Das kann Angelika Jaeckel auf jeden Fall bestätigen. Sie hat fast 25 Jahre in der Bäckerei gearbeitet. »Ich habe viele liebe Kolleginnen und Kollegen kennengelernt und Freundschaften geschlossen«, beschreibt Jaeckel. Und die Zusammenarbeit mit dem Chef sei sehr gut gewesen. »Er war sehr lustig und humorvoll. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander.« Die größte Freude für sie war aber immer der Kontakt mit den Kunden: Stammkunden, Laufkundschaft und den Kindern. »Viele kann ich mit Namen anreden, von vielen kenne ich die regelmäßigen Einkaufswünsche. Viele Gespräche, die geführt wurden, haben mir, und ich glaube auch den Kunden, ein gutes Gefühl gegeben. In der ganzen Zeit ist mir viel Freundlichkeit entgegengebracht worden, was mir die Arbeit meistens zu einer guten Zeit gemacht hat.« Das fehle ihr und fühle sich im Moment noch nicht so gut an. Sie möchte sich bei allen Kunden bedanken und wünscht allen das Beste für die Zukunft.

Zwei Jahre hat Anke Mißfeld in der Bäckerei Umbach gearbeitet und sie ist sehr traurig darüber, dass der Betrieb in ein paar Wochen schließt. »Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Man hat jetzt seine Kunden so richtig kennengelernt. Man hat mit den Kunden gelacht, geredet. Wir haben Witze gemacht. Man wusste, welche Brötchen sie haben wollten. Man hat die Brötchentüten fertig gemacht und an die Seite gelegt. Und wenn der Kunde gekommen ist, hat er sich gefreut, dass man schon alles bereitgestellt hat und nicht lange warten musste.« Und mit ihrem Chef sei sie auch gut klargekommen, sie hätten gelacht, Witze gemacht. Zudem hatte sie ein gutes Verhältnis zu ihrer Kollegin Angelika Jaeckel.

Besonders traurig sind aber auch viele Kunden über die Schließung. Ein fester Stammkunde, der seinen Namen nicht nennen möchte, ist jeden Tag gekommen und hat ein Brötchen gekauft. »Auf jeden Fall ist es ein Verlust für die Föhrenstraße. Aber ich habe auch Verständnis für die Situation des Ehepaares Umbach.«

Dafür hat auch Ingeborg Schnakenberg, die in der Inselstraße wohnt, Verständnis. Sie ist allerdings auch ganz traurig über diesen Schritt. Seit über 50 Jahren kauft sie ihre Brötchen bei der Bäckerei Umbach. »Ich finde die Bäckerei ganz gut und habe hier gerne meine Brötchen, mein Brot und Kuchen gekauft. Aber wer sein ganzes Leben gearbeitet hat, soll auch in Rente gehen.« Sie weiß noch nicht, wo sie zukünftig ihre Brötchen kaufen wird. Dagegen weiß das Ehepaar Umbach, was es in der Zukunft machen wird: »Wir werden uns entspannen und uns um unsere Enkelkinder kümmern«, freut sich Ilona Umbach schon.

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3 Kommentare

  1. Ich habe hier gelernt, der Bäcker war wirklich gut, man kann sich an gute Zeiten erinnern, ich war Jung der Chef streng aber dank ihm und meinen Kollegen habe ich die Prüfung gut geschafft.
    hätte ich das gewusst, dann hätte ich den laden bestimmt gekauft wenn der Preis gestimmt hätte.

  2. Es ist natürlich sehr Schade, die Schließung der Bäckerei nach so viel Mühe und Fleiß. Wünsche trotzdem den Inhabern viel glück auf dem weiteren Lebensweg.

    Lg Alisa

  3. Der Bremer Klaben zur Vorweihnachtszeit war besonders lecker. Leider weiß ich nicht, wie es das Rezept geben kann.?

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